Preidl: Walhalla kein Ort des politischen Fan-Kults

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will Hannah Arendt und Franz Josef Strauß in die Walhalla aufnehmen lassen. Für Julian Preidl, Kulturpolitischer Sprecher der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion, ist das nur zur Hälfte eine gute Idee. „Hannah Arendt hat die Welt gelehrt, die Abgründe totalitärer Systeme zu verstehen – genau solche Persönlichkeiten gehören in die Walhalla“, so MdL Preidl.

Die Philosophin, die 1933 vor den Nationalsozialisten floh und in den USA mit Werken wie „The Origins of Totalitarianism“ und „Eichmann in Jerusalem“ weltberühmt wurde, ist ein Symbol für Mut, Intellekt und Aufklärung. Darüber hinaus ist ihr Wirken auch ein Beispiel weiblicher Exzellenz in einer Zeit, in der Frauen in akademischen und politischen Debatten stark benachteiligt waren.

„In der Walhalla sind Frauen sehr unterrepräsentiert. Es ist höchste Zeit, dass mehr weibliche Stimmen dort einen Platz finden.“

Ganz anders sieht Preidl den Vorschlag, Franz Josef Strauß in die Halle der großen Deutschen zu stellen:

„Franz Josef Strauß war prägend, jedoch nicht für jeden im selben Ausmaß. Die Walhalla ist kein CSU-Stammtisch und kein Fanclub für Ministerpräsidenten.“

Strauß habe bereits seinen Flughafen, zahlreiche Plätze und Statuen in Bayern. „Strauß ist im Freistaat allgegenwärtig. Ein Platz in der Walhalla ist dafür nicht nötig“, erläutert Preidl.

Preidl warnt davor, die Walhalla politisch zu instrumentalisieren: „Die Auswahl sollte sich an historischer Größe orientieren – an Menschen wie Sophie Scholl, Schiller, Goethe oder Einstein. Franz Josef Strauß in die Reihe dieser Persönlichkeiten zu stellen, erachte ich als nicht stimmig. Identität und Heimat baut man nicht, indem man Parteigeschichte glorifiziert“, so Preidl. Und verweist dabei auch auf die Kontroversen von Strauß. Darunter der Spiegel-Skandal, Vorwürfe der Korruption und persönliche Eitelkeiten.

Politiker wie Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler nach dem Zweiten Weltkrieg, passen für Preidl in die Walhalla – gerade weil er eine historische Zäsur markiert: „Adenauer war der erste Kanzler der jungen Bundesrepublik und steht sinnbildlich für den demokratischen Neuanfang Deutschlands.“ Objektiv und parteiunabhängig vergleichbar wäre laut Preidl dementsprechend der erste Bayerische Ministerpräsident nach dem Ende des zweiten Weltkriegs.

Der FREIE-WÄHLER-Abgeordnete regt an, lieber politische Debatten bei einer wichtigen Klausurtagung mit dringend nötigen sozialen Reformen zu führen:

„Bayern braucht bezahlbaren Wohnraum, Innenstädte ohne Leerstand und mehr Beinfreiheit für mittelständische Unternehmen sowie eine starke Pflege- und Rentenpolitik – keine zehnjährige Vorbereitung auf die Büste des Ministerpräsidenten-Idols.“

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