Gewalt gegen Kinder: Preidl fordert bessere Aufarbeitung von Missbrauchsfällen
Der Sozialausschuss überwies am Donnerstag die Petition „Gewalt an Kindern und Jugendlichen entschlossen entgegentreten“ an die Staatsregierung zur Würdigung. Ein großer Schritt für alle Betroffenen, so der Generationenpolitische Sprecher der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion Julian Preidl.
München. Die Maristen in Cham sind zum Glück kein Verdachtsfall. Doch sexueller Missbrauch an Kindern war und ist an anderen Orten furchtbare Realität. Richard Kick, der selbst in seiner Kindheit Opfer schwerster Straftaten wurde, wünscht sich im Namen aller Betroffenen mehr Unterstützung vom Freistaat für die Missbrauchsopfer bayernweit. Am Donnerstag waren Kick und weitere Betroffene darum im Landtag dabei, als der Sozialausschuss über ihre Petition „Gewalt an Kindern und Jugendlichen entschlossen entgegentreten“ beriet. Der Inhalt: rechtliche und institutionelle Maßnahmen auf Landesebene schaffen, um die Aufarbeitung von Gewalt und sexuellem Missbrauch an Kindern zu stärken.
„Das Entscheidende ist nicht, wie wir handeln, sondern dass wir handeln. Denn wir reden über schwerste Verbrechen. Verbrechen an Kindern in Institutionen, die eigentlich Schutz versprachen. Ich weiß, dass die Grundwerte des Glaubens – Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Nächstenliebe – gesellschaftlichen Zusammenhalt schaffen. Je länger die Aufarbeitung dauert, desto mehr Menschen wenden sich nicht nur von der Kirche ab, sondern auch von diesen Werten – weil sie sich nicht mehr mit ihnen identifizieren können“, findet MdL Julian Preidl in seiner Rede im Sozialausschuss klare Worte.
Sozialwissenschaftler, Juristen und Betroffene haben an der Petition mitgewirkt. Ziel ist ein eigenes Aufarbeitungsgesetz für Bayern. Sexueller Missbrauch und Gewalt an Kindern und Jugendlichen soll dadurch bayernweit nach gleichen Standards aufgearbeitet und verfolgt werden – unabhängig davon, ob die Taten in kirchlichen Institutionen, Sportvereinen, Heimen oder Schulen begangen wurden. Eine Vielzahl von weiteren Ansatzpunkten stehen im Raum:
- Unabhängige bayerische Aufarbeitungskommission
- Landesbeauftragtenstelle gegen Gewalt in Institutionen
- Landesweiter Betroffenenrat
- Unabhängige Anlauf- und Beratungsstelle
Und im besten Falle ein Bayerisches Aufarbeitungsgesetz für eine langfristige, rechtliche Absicherung der oben genannten Strukturen. Ein kleiner Erfolg bisher: im Sozialministerium wurde eine Lotsenstelle für Betroffene eingerichtet.
Die Bayern-Koalition steht dem Thema offen gegenüber. Das Angebot für Betroffene auf Bundesebene reicht dem Generationenpolitischen Sprecher Julian Preidl nicht aus.
„Noch immer haben Betroffene keine genügend laute Stimme. Und ich sage es klar und deutlich: Gerechtigkeit beginnt dort, wo nicht mehr Opfer sich erklären müssen, sondern Täter“, bekräftigt Preidl.
Das Bayerische Sozialministerium hat bisher die Forderungen aus fachlicher Sicht zurückgewiesen, da bereits eine Vielzahl an Akteuren mit dieser Aufgabe betraut wären. Eine staatlich auferlegte Verpflichtung hält das Ministerium für nicht zielführend. Betroffene sollen viel mehr die Aufarbeitung im eigenen Interesse selbst vorantreiben. Dieser Ansicht widersetzten sich die FREIEN WÄHLER entschieden und agierten für die Petition. Nach dem überparteilich zweithöchsten Votum, muss jetzt die Staatsregierung prüfen, ob dem Anliegen Rechnung getragen werden kann. Ein großer Schritt in die richtige Richtung.