Teuer dank Denkmalschutz: Preidl und Bischof sprechen über Finanzierung
Die Gläubigenzahlen sinken seit Jahren stetig. Was dies für unsere Gesellschaft bedeutet, sehen aber viele nicht. Denn weniger Geld der Kirche bedeutet im Umkehrschluss auch weniger Geld für deren Kindergärten, Schulen und Sozialeinrichtungen. Und was eh schon stark zu Buche schlägt: das Thema Denkmalschutz.
„Wenn Sie Urlaub in einer fremden Stadt machen, von was schießen Sie dann ein Foto? Wahrscheinlich von der Kirche. Wie kein anderes Symbol repräsentiert sie den jeweiligen Ort. Bayern ist ein Traditionsland und unsere Tradition ist maßgeblich durch die Kirche geprägt. Kirchen sind Kulturgüter und müssen deshalb erhalten und saniert werden. Doch ob andere Gebäude aufgrund des Denkmalschutzes unproportional teuer saniert werden müssen, bleibt zu diskutieren“, erklärt Julian Preidl, Landtagsabgeordneter der FREIEN WÄHLER.
Dazu hat sich Preidl mit Verantwortlichen der Diözese Regensburg im Bischöflichen Ordinariat getroffen. Bischof Rudolf Voderholzer, Generalvikar Roland Batz und Finanzdirektor Erwin Saiko erklären die finanziellen Probleme mit dem Rückgang der Gläubigenzahlen, pro Jahr würden 15.000 Menschen im Bistum Regensburg aus der Kirche austreten.
Denkmalpflege
80% der Kirchen und Pfarrhäuser im Bistum stehen unter Denkmalschutz. Und gerade die Pfarrhäuser seien das Problem. Kirchen seien oft jahrhundertealt und deshalb ist hier der Denkmalschutz auch durchaus sinnvoll. Doch warum manches Pfarrhaus aus den 60er Jahren oder Friedhofsmauern unter Denkmalschutz stehen, ist aus heutiger Sicht eher fraglich und trägt nur dazu bei, dass die Sanierungen unnötig teuer werden. Oder auch Verkäufe. Durch die ausbleibenden Gläubigen wird das Bistum Pfarreien zusammenschließen, sodass in Zukunft ein Pfarrer fünf bis sechs Pfarreien leitet. Dann braucht er aber natürlich keine fünf bis sechs Pfarrhäuser – doch wer möchte diese jetzt kaufen, wenn sie unter Denkmalschutz stehen und so ein Umbau sehr teuer wird?
Preidl befasst sich als Mitglied des Wissenschaft- und Kunstausschusses im Bayerischen Landtag oft mit dem Thema Denkmalschutz und hat als Stadtrat in seiner Heimat Bad Kötzting auch direkte Erfahrungen damit gesammelt.
„Ich würde es gut finden, wenn wir das Sanieren trotz Denkmalschutz erleichtern könnten. Sodass der Charakter des Gebäudes erhalten bleibt, aber es innen modern und „normal“ umgebaut werden kann. Dass also zum Beispiel nur die Außenfassade denkmalkonform bleibt, aber nicht der Innenbereich“, erklärt MdL Julian Preidl.
Dies würde beim Thema Pfarrhäuser helfen, denkmalkonforme Sanierung bei Kirchen bleibt aber kostspielig. Im Moment sei die „ganz große Not“ noch nicht da, dass zeitnah Kirchenhäuser verkauft werden müssten. Doch durch die zurückgegangenen Einnahmen durch die Kirchensteuer sei es für das Bistum nach und nach schwieriger, ihre Kindergärten und Schulen zu erhalten. Hier würden sich die Verantwortlichen mehr Unterstützung der Politik wünschen. Auch hier würden sie mit dem Denkmalschutz kämpfen, da die Lehrinstitutionen oft in alten Klosteranlagen seien, und auch die gestiegenen Lohnkosten und explodierenden Energiepreise würden die Finanzierung erschweren.